Trotz ihres polarisierenden Rufs ist der unmittelbare Popularitätsanstieg des Electronic-Rock-Aushängeschilds Imagine Dragons nicht zu unterschätzen, der auf das 2012 erschienene Album “Night Visions” zurückgeht und mit Singles wie ” Radioactive” und ” Demons” in die Weltspitze katapultiert wurde.
Lass uns auf beide Perspektiven eingehen. Für die Eingefleischten ist der modulierte Anfangstext “I could do thiswith my eyes closed” ein düsteres Omen für das, was noch kommen wird. Wie Frontmann Dan Reynolds sagt, geht es in dem Song darum, “stark sein zu wollen (…) aber unter der Oberfläche (…) kämpfen wir alle…”. Aber die schweren Trommeln und der opernhafte Charakter, die das unterstreichen könnten, sind verschwunden, ebenso wie die folkloristischen Untertöne, die in ihren späteren Werken zu hören sind. Stattdessen kann es fade und zu ähnlich zu allem anderen im Mainstream-Popradio wirken.
Aber hier ist die Sache. Imagine Dragons haben schon immer einen Pop-Sound gehabt, vor allem gegenüber ihren schärfsten Kritikern; mit Musik, die eher für Autowerbung geeignet ist, als für irgendetwas, das auch nur annähernd mit “echtem” Rock zu tun hat. Eine Kollaboration mit einem Künstler wie J Balvin (der, nebenbei bemerkt, einen brauchbaren Job auf dem für Rapper reservierten Platz in der zweiten Reihe macht, aber letztlich belanglos ist) scheint also nicht fehl am Platz zu sein.
Sie sind auch eine Band mit bemerkenswerten elektronischen Einflüssen, und die sind hier definitiv präsent, mit dem Dubstep-Sound, der im Post-Chorus dröhnt. Reynolds’ Gesang, vor allem in dem Text “Lock me up in a cage/just throw away the key, don’t worry ’bout me”, hat immer noch die Kraft, die Songs wie Believer und Radioactive so anziehend macht.
Abgesehen von der Rap-Einlage weicht das Album nicht von dem ab, was bereits in der alternativen Szene bekannt ist. Die erste Strophe mit dem fast gesprochenen Wort (“I’m back from thedead, from the back of my head)” erinnert stark an Twenty One Pilots. Nimm zum Beispiel den zweiten Teil ihrer Single Ride, und du kannst die Punkte verbinden. Das ist bei TwentyOne Pilots oder sogar bei Shinedowns Material einnehmend und funktioniert auch hier gut.
Das wird sicher nicht jedem gefallen, aber das tut Imagine Dragons auch nicht. Für diejenigen, deren Vorlieben eher in Richtung Pop oder EDM gehen, die aber trotzdem eine gewisse Liebe zum Alternative Rock haben, ist dies ein Song, den du von nun an auf Rotation setzen solltest.
Rezension von Ameena Ceesay
Foto: Eric Ray Davidson
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